Suchen, Finden, Sammeln, Sichten, Arrangieren, aber auch Zeichnen und Malen befriedigen den Akkumulationsdrang von Anja Güthoff und bestimmen ihren künstlerischen Impetus. Material wird beschafft, organisiert, gekauft, besessen, gesammelt und in Zusammenhänge gestellt. Alles hängt mit allem zusammen und ist skulpturaler Prozess. Die Formbildung ist eine präzise Kombination handelsüblicher Materialien, die von Güthoff einem neuen Sinnzusammenhang und einer neuen Ordnung unterworfen werden.
In ihrer Beschäftigung mit der Tradition der „Wunderkammer“ pflegt Güthoff den Brückenschlag zwischen Naturkunde und Kunst. Als Künstlerin erzeugt sie aus dieser Verbindung eine eigenständige ästhetische Welt.
Das Umfeld eines jeden Betrachtern, sein persönlicher Kosmos, löst eine Vielzahl von Assoziationen und Anknüpfungspunkten aus. Güthoffs Fundstücke entstammen meist Fauna und Flora. Als Spuren der Natur bewahren sie ihre Schönheit. Der aufmerksame, staunende Betrachter kann in Anja Güthoffs Wunderkammer und in ihren Zeichnungen, Malereien und Collagen dem Geheimnis des Lebens ein Stück näherkommen.
Während der temporären Schließung der Hauptgalerie des Kunsthauses Kaufbeuren im September, zeigte die Augsburger Künstlerin im Foyer des Kunsthauses eine Auswahl von Zeichnungen und Collagen sowie zwei mit Fundstücken bestückte Kabinettschränke. Einer der Schränke war eine Leihgabe aus der Sammlung des Stadtmuseums Kaufbeuren, den Anja Güthoff eigens für die Präsentation mit eigenen Arbeiten und Sammlungsobjekten ausstattete und damit künstlerisch neu inszenierte.
Im Zentrum der Präsentation stand Güthoffs Prinzip der „Wunderkammern“, deren Ansätze und Inhalte die Künstlerin im Rahmen von zwei Veranstaltungen (Dauer jeweils ca. 60 Min.) im Kunsthaus Kaufbeuren den Besuchern vorführte und erläuterte. – Die Veranstaltungen waren nicht nur für Erwachsene geeignet, sondern besonders auch für die Teilnahme von Kindern.
Kuratiert von Jan T. Wilms, Direktor Kunsthaus Kaufbeuren 2015–2024.
In Kooperation mit dem Stadtmuseum Kaufbeuren