Paul Englmeier, Lara Timm, Luisa Trojan, Maximilian Uhlig
(Studierende im Masterstudiengang Identity Design der TH Augsburg)
Projektpräsentation
KUNSTHAUS – HAUSKUNST

29. Juni – 12. Oktober 2025
Eröffnung am Samstag, 28. Juni 2025, 11 Uhr

Eine Gruppe Studierender des Masterstudiengangs Identity Design der TH Augsburg entwickelt seit März 2025, ausgehend von der räumlichen Situation des Kunsthauses und seines Programms, verschiedene Ideen für das Foyer oder auch den umgebenden Stadtraum, um Innen- und Außenraum mehr miteinander zu verbinden und das Kunsthaus als Aufenthaltsort zu öffnen. Wer kennt das Haus, was macht das Haus, was wäre noch möglich? Im Mai waren die Studierenden mit einer wandernden Turmskulptur in Kaufbeuren unterwegs und befragten Passsant*innen zu ihren Eindrücken und Vorstellungen vom Kunsthaus. Zum Auftakt am 28. Juni werden Entwürfe und Ideen präsentiert und laden bis Mitte Oktober zum Neudenken und Kommentieren ein.

Gabi Blum
Raum ohne Wände

29. Juni – 26. Oktober 2025
Eröffnung am Samstag, 28. Juni 2025, 11 Uhr

Gabi Blums ortsspezifische Arbeiten verstehen sich als prozesshafte, experimentelle Arrangements. Begehbare Installationen kombiniert sie mit Performance, Malerei und Video. Scheinbar bekannte Kontexte werden so lange verschoben und variiert, bis aus dem Chaos oder der Wiederholung neue Konstellationen entstehen. Making of, Aufbau und Dekonstruktion finden öffentlich statt oder als Dokumentation Eingang in die Arbeit  – und nicht selten werden Besucher*innen selbst zu Protaginist*innen.

Im Saal des Kunsthauses entsteht teilweise live vor Publikum eine raumgreifende Installation, die konstant im Wandel zu sein scheint. Das Zentrum bildet ein küchenähnlicher Raum, der als Sinnbild des zentralen Ortes jeder Behausung für gemeinsames Speisen, Sprechen und Austausch steht. Die Installation ist mit verschiedenen Funktionen versehen und wirkt gleichzeitig dysfunktional, fragmentiert. Wände sind nicht fest verankert und scheinbar massive Elemente sind leicht und beweglich. Anknüpfend an den Gedanken der Heimatstube präsentiert sich ein surrealistisches Setting zwischen Diorama, Spielfeld und Filmset. Eine Kulisse, die zum Verweilen einlädt, ein Zufluchtsort, ein geschützter Raum. Nur wer schützt sich hier vor was oder vor wem?

Ist man einmal drin, so darf man gerne länger bleiben, manchmal gibt es Kuchen, Suppe oder Gesprächspartner*innen, manchmal gibt es nichts. Die Szenerie scheint verlassen und gleichzeitig in Erwartung der nächsten Veränderung.
Zu drei Terminen lädt Gabi Blum künstlerische Gäste sowie das Publikum zu Sit-ins in ihrer Installation mit Performances, Videoscreenings und Gesprächen. Die Rauminstallation wird sich jeweils verändern, es wird um- ab- und angebaut.

Sa, 19.7., 11 Uhr
Performance und Gespräch
Interieur mit / ohne Frau in Rot
[Raum ohne Wände] [Saal]
Gabi Blum im Gespräch mit Lisa Britzger über ihre künstlerische Praxis, Rollenzuschreibungen, den Raum ohne Wände und Produktionsbedingungen als Künstlerin, sowie über Lisa Britzgers kuratorisches Konzept für das Kunsthaus Kaufbeuren.

Sa, 27.9., 11 Uhr
Screening mit Gästen und Gespräch

Showing Cooking – Hiding Sex
[Raum ohne Wände] [Saal]
Gabi Blum zeigt ihre Videoarbeit, für die sie mehrere Familienmitglieder in ihrem Alltag porträtiert hat. Mit eingeladenen Künstler*innen, die sich in Arbeiten auf ihre eigene Familien beziehen, geht es im Gespräch um die Bedeutung von Familie und Sozialisation für die eigene künstlerische Praxis.

Sa, 18.10., 19 Uhr
Finissage
Dreckige Ecke München and the fabulous Trafo Bar
[Raum ohne Wände] [Saal]
Cornern* in und vor der Kücheninstallation mit Musik, Snacks und Getränken, verschiedenen Dekonstruktionsvideos aus dem Fundus der Künstlerin und womöglich einer wütenden Lesung aus der Küche heraus.
* Beisammensein und Trinken an einer Straßenecke

 

Gabi Blum (*1979 Michelstadt) studierte nach einer Ausbildung zur Mode- und Kommunikationsgrafikerin an der Akademie der Bildenden Künste München Bildhauerei. Sie arbeitet als Künstlerin, Kuratorin und Initiatorin von temporären Räumen, Zwischennutzungen (z.B. Kunsthaus Raab, 2018) und im öffentlichen Raum, wobei sie die jeweiligen Kontexte spezifisch einbezieht. Sie erhielt zahlreiche Auszeichungen und Stipendien, u.a. den Bayerischen Kunstförderpreis und das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds. Gabi Blum engagiert sich als Mitbegründerin und Organisatorin der Initiative K&K – Bündnis Kunst und Kind und im Vorstand des BBK München und Oberbayern. Ihre Arbeiten wurden u.a. gezeigt im A.K.T. Pforzheim, bei 16. RischArt_Projekt …Mischen, im ZIRKA, München, DG Kunstraum, München , Kunstverein Ebersberg, in der Galerie 21, Künstlerhaus Vorwerkstift, Hamburg, in der Städtischen Galerie Böblingen, und der Pinakothek der Moderne, München.

Abbildung: Gabi Blum, BELIEVE ME! (Lass mich in Ruhe, ich bin grad in Brasilien), 2012, Videostill.

Frauke Zabel
beständig war die Perle

29. Juni – 26. Oktober 2025
& 22. November 2025 – 15. Februar 2026

Eröffnung am Samstag, 28. Juni 2025, 11 Uhr

Ausgehend von der Tradition der Glasperlenproduktion im Stadtteil Kaufbeuren–Neugablonz befasst sich Frauke Zabels künstlerisch-forschendes Rechercheprojekt beständig war die Perle mit der Bedeutung von Glasperlen als globale Tauschware und stellt Verbindungen zwischen verschiedenen Orten und Zeiten her – von Venedig über Südamerika, von Böhmen nach Schwaben bis zum strukturellen Wandel des Stadtteils Neugablonz in Kaufbeuren. Im Speicher des Kunsthaus Kaufbeuren macht Frauke Zabel Archivmaterialien durch ihre künstlerische Sortierung als persönliche Sammlung zugänglich. Diese berichtet vom globalen Warenhandel zu unterschiedlichen Zeiten in kolonialen und neokolonialen Zusammenhängen, aber auch von Aneignung und Selbstermächtigung.

Den Ausgangspunkt bildet Frauke Zabels Ausbildung zur Silber- und Goldschmiedin an der Berufsfachschule für Glas und Schmuck Kaufbeuren-Neugablonz und das Erlernen der Technik des Glasperlenwickelns am Böhmischen Lampenfeuer. Während der Laufzeit werden Produktionsorte, Gestaltung und Vertriebsstrukturen in den Blick genommen, die Sammlung wird erweitert und mit Arbeiten aus dem Archiv und dem Unterricht der Berufsfachschule ergänzt. Neben der Präsentation im Ausstellungsraum werden Plakate im öffentlichen Raum in Neugablonz gezeigt und Stadtspaziergänge laden zur Erkundung des Stadtteils ein. So bildet sich vielstimmig und anhand verschiedener Perspektiven eine künstlerische Sammlung und ein partizipatives Labor, das eine längerfristige und dialogische Erzählung entspinnt.

Die Termine für die Veranstaltungen im Herbst/Winter 2025 werden auf 
www.kunsthaus-kaufbeuren.de bekanntgegeben.

Nach ihrer Ausbildung als Goldschmiedin an der Berufsfachschule für Glas- und Schmuck Kaufbeuren-Neugablonz, studierte Frauke Zabel Kunst in Halle/Saale, München und São Paulo. Sie unterrichtete u.a. an der TU München, an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und als Gastprofessorin an der HGB Leipzig und verfolgt derzeit ein Promotionsprojekt an der Akademie der bildenden Künste Wien. Kuratorisch war sie im Team des Kunstraums FLORIDA Lothringer 13 tätig und seit 2013 im Kunstpavillon e.V. im Alten Botanischen Garten München. Sie erhielt zahlreiche Residencies und Stipendien. Beteiligungen an Ausstellungen und Performances sowie Aufführungen in kollektiven Kontexten fanden u.a. statt im Teatro de Arena / São Paulo, Kunstverein München, Kunsthaus Bregenz – KUB Arena, esponja / São Paulo, Museum der Moderne Salzburg, Kunstverein Arnsberg, Lothringer 13 Halle München, PAM – Public Art München, Pivô São Paulo,, Goethe-Universität Frankfurt, SPIELART München, KV Leipzig, Cité internationale des arts Paris, Bundeskunsthalle Bonn, Kunstraum München, Deutsches Studienzentrum Venedig, Kunstverein Bamberg und im Programm von global dis:connect im Zentralinstitut für Kunstgeschichte München.

Abbildung: Frauke Zabel, Detail Aus der Geschichte der Jablonecer Industrie von Bohumil Maryša, 1955, Muzeum skla a bižuterie v Jablonci nad Nisou, 2025, Videostill